Büro-Möblierung: aus alt mach neu
Das Amt für Umwelt und Energie (AUE) des Kantons Basel-Stadt brauchte ein neues Zuhause. Mit dem Umzug in den modernen Holz-Beton-Hybridbau mit Photovoltaik-Fassade setzt die Stadt nicht nur gegen aussen ein Statement, sondern zeigt auch innen bei der Möblierung, wie nachhaltiges Handeln aussieht: Denn die alten Möbel sind mitgezügelt.
Die allseitige Photovoltaikfassade zur Stromgewinnung für den Neubau aus Holz und Beton machen schon von weitem deutlich, dass hier auf Klimaverträglichkeit gesetzt wurde. Doch was das «Null-Energie-Haus» mit Minergie A-Eco-Standard nach aussen verkörpert, «soll auch im Inneren sicht- und spürbar werden», so Harald Hikel, Abteilungsleiter im Department für Wirtschaft, Soziales und Umwelt in Basel, der im Neubauprojekt mitverantwortlich für die Möblierung und den Umzug war.
Kreative Möbellösungen für moderne Arbeitsplätze
Auf den Regelstockwerken verteilen sich je zwölf non-territoriale Arbeitsplätze, ideal für flexible Arbeitsformen, in der Digitalität und Homeoffice an Bedeutung gewinnen. Blieb die Frage nach der idealen Büromöbelausstattung. In diesem Punkt gab es die eindeutige Mission, den Einsatz neuer Ressourcen zu minimeren. Heisst: Vorhandene Möbel bestmöglich weiternutzen und nur so viele Neumöbel anzuschaffen, wie unbedingt nötig.
«Wir hatten keine fixe Vorstellung, nur die Vision möglichst wenig Abfall zu generieren und auch bei der Möblierung auf Nachhaltigkeit zu achten.» Relativ schnell stand für Hikel und seine Mitarbeitenden fest, dass das Mobiliar aus dem alten AUE-Quartier mitgezügelt werden sollte, wurden doch in den letzten Jahren Stücke beschafft, die auch heute noch voll funktionsfähig sind und kaum Gebrauchsspuren aufweisen. Zusammen mit Prozirkula und einem Möbelanbieter, mit dem auf kantonaler Ebene ein Rahmenvertrag besteht, wurde eine Wiedereinsatzstrategie entwickelt.
Aus alt mach neu
Zu Anfang haben Harald Hikel und sein Team die rund 700 Möbelstücke des alten Verwaltungsgebäudes systematisch erfasst und diejenigen ausgesucht, die mitkommen sollten. Erfüllt ein Schrank, Tisch, Stuhl, Flyerregal oder Whiteboard die neue Funktion und ist noch in einem guten Zustand, wurde es direkt in den neuen Büros eingeplant. Hier stellte sich bereits die grösste Herausforderung des Projektes: «Wir mussten erst sehen, was ist vorhanden und was brauchen wir zusätzlich? Welche Möbel waren zu hoch, zu niedrig, zu breit - da mussten wir genau planen.»
Kreativität war gefragt bei Elementen, die nicht so recht in die neue Umgebung passen wollten. Das Motto hier: Aus vorhandenem neues erschaffen. Türen alter Einbauschränke beispielsweise lieferten das Ausgangsmaterial für einen «Tauschkasten», welcher nun im Eingangsbereich der Cafeteria als Mini-Tauschbörse für allerlei Dinge fungiert. Ein zweites Leben haben auch die alten Regale in den Kopier- und Materialräumen erhalten: Sie wurden einfach für die neuen Masse zurecht geschreinert.
Die Mitarbeitenden wünschten sich Platz für gemeinsames Planen und Stauraum. Anstatt neues Mobiliar zu kaufen, wurden alte Aktenschränke aneinandergereiht und neu pulverbeschichtet und erfüllen nun die neue Funktion. Nachhaltig, modern und vor allem persönlich: Besonders augenscheinlich wird das bei den kleinen Sitzungszimmern: Auf jedem Regelgeschoss zeigt sich dank der wiederverwendeten Tische, Sideboards und Stühle ein ganz individuelles Bild.
Entspannt nachhaltig, Nachhaltigkeit mit Wohlfühlcharakter
Vom Erdgeschoss bis rauf in den sechsten Stock konnte so das Gebäude auch mit wiederverwendeten und umgebauten Möbeln ausgestattet werden. Nur in der Cafeteria in der siebten Etage sollte bewusst ein Raum des Austausches und des Aus- und Entspannen entstehen, weshalb mehrere neue Loungemöbel angeschafft wurden. Aber auch hier sorgen mitgezügelte Stühle, kombiniert mit neuen Tischen für genügend Platz zum Tafeln.
Bei der Neubeschaffung der Möbel hatte Nachhaltigkeit ebenfalls Priorität: «Es war allen Beteiligten klar, dass die neuen Möbel gewissen Anforderungen hinsichtlich Kreislauffähigkeit entsprechen sollten.», so Hikel. «Wir haben zusammen mit unserem Vertragspartner und Prozirkula Kreislaufwirtschafts-Kriterien festgelegt, nach denen wir die neuen Stücke ausgesucht haben.» Die Mitarbeitenden können es sich nun auf langlebigen, aufarbeitbaren und teils Cradle to Cradle™-zertifizierten Möbeln gemütlich machen.
Bleibt noch die Frage, was mit den Möbeln passiert ist, die im neuen AUE kein Zuhause gefunden haben. Ganz im Sinne des Kreislauf-Gedankens suchte man auch hier nach einer sinnvollen Weiterverwendung: Alte Stühle und Co. statten nun andere kantonale Stellen aus. Alles was nicht mehr verwendet werden konnte, aber dennoch brauchbar schien, wurde online angeboten. So konnten mit etwas Glück auch einige Mitarbeitende ihren alten Bürostuhl privat ersteigern.
Wertvolle Erfahrungen und Mehrwert für Alle
Eineinhalb Jahre der Planung, Bestandsaufnahme, Abstimmung und teils Umbaus waren nötig, bis letztendlich eine komplette Inneneinrichtung aus alten und neuen Möbeln stand. Auch hat sich erst beim Bezug der neuen Räumlichkeiten gezeigt, dass tendenziell eher zu viel Mobiliar pro Raum eingeplant wurde. Und bei der Planung hätten technische Installationen wie Steckdosen, Lichtschalter oder Lüftungsschächte noch genauer mitberücksichtigt werden müssen. Der Wiedereinsatz von Möbeln steht der Neubeschaffung in Sachen Funktionalität und Modernität in nichts nach, schont gleichzeitig Kosten, das Klima und die Umwelt und entfaltet einen ganz eigenen, individuellen Charme. Die AUE-Mitarbeitenden und Hikel sind zufrieden und blicken über die Grenzen Basels in die Zukunft: «Wir haben nicht nur angenehme Arbeitsplätze geschaffen, sondern sind auch ein Beispiel für zukünftige Projekte im Kanton.»
Damit in Zukunft noch mehr Möbel eine zweites Leben bekommen und andere Gemeinden und Städte von den Erfahrungen des AUE in Basel profitieren, hat Prozirkula einen Leitfaden zum Wiedereinsatz/Neubeschaffung von Möbeln entwickelt. Durch diesen sollen Beschaffende ermuntert werden, das Thema Kreislaufwirtschaft in Ausschreibungen zu integrieren und somit wichtige Impulse für die Wirtschaft zu setzten.